Günther Jakobs wurde 1978 geboren, wuchs in Bad Neuenahr-Ahrweiler auf und studierte Illustration/ Design und Philosophie in Münster, wo er heute noch mit seiner Familie lebt. Er arbeitet erfolgreich als Illustrator und Autor, davon über zehn Jahre in der Gemeinschaft „Ateliers Hafenstraße“. Mitte 2019 erschien sein eigenes Bilderbuch „Katz und Maus wollen hier raus“ im Carsen Verlag. Sein aktuell erschienenes illustriertes Bilderbuch „Der Sonnenkönig“ erschien im Januar 2020 im Thienemann Verlag.
Sie haben Illustration/Design in Münster studiert. War Ihnen damals schon klar, dass Sie Bilderbücher für Kinder machen wollen? Anschließend haben Sie noch ein Philosophiestudium beendet. War das Plan B?
Zumindest bin ich nach Münster gegangen, weil man dort „Illustration“ studieren konnte. Dass es ein Kinderbuch-Schwerpunkt wurde, hat sich erst im Laufe des Studiums abgezeichnet.
Zur Philosophie bin ich durch einen Dozent gekommen, Michael Quante, der auch bei uns an der FH gelehrt hat, z.B. Ästhetik-Seminare. Ich habe erst parallel studiert und anschließend den Ehrgeiz gehabt Philosophie abzuschließen. Insgeheim war es sicher auch eine Testphase, auch vielleicht unausgesprochen ein Plan B, weil nicht klar war, wie es mit dem Illustrieren weiter geht. Aber es ging weiter.
Wie würden Sie Ihren Stil in drei Worten beschreiben?
Das ist schwierig, weil ich häufiger mal verschiedene Stile ausprobiere …
Ich würde sagen: 1) malerisch 2) stimmungsvoll 3) humorvoll
Passt leider nicht immer 😉
Haben Sie Vorbilder und wie haben sie Ihren Werdegang beeinflusst?
Es gibt viele Bilderbuch-Künstler, die mich beeinflusst haben, die ich toll finde. Darunter viele Franzosen wie Sempé, Olivier Tallec und Rebecca Dautremer. Die aktuellen Bücher von Benji Davis oder Oliver Jeffers beeindrucken mich sehr. Aber natürlich gibt es auch großartige deutsch-sprachige Künstler, die mich immer noch beeindrucken, wie Almud Kunert, Sonja Bougaeva und Jens Rassmus. Man hat doch immer Bücher, die einen begeistern und dadurch (oft unbewusst) beeinflussen.
Rückblende! Können Sie erzählen, wie das mit Ihrem Bilderbuchdebüt war?
Mein Bilderbuchdebüt war „Die Wilden Schwäne“ (2006), ein Märchenbilderbuch für Thienemann. Zuvor hatte ich schon Jugendsachbücher illustriert, weshalb es kein eigentliches Debüt war. Trotzdem war es für mich eine riesen Chance, weil ich unbedingt auch erzählendes Kinderbuch machen wollte.
Den Auftrag habe ich lustigerweise nur bekommen, weil ich damals im Verlag eine Zeichnung mit einem Schwan gezeigt habe. Die Zusammenarbeit war sehr gut und motivierend. Ich bin sehr froh, dass daraus auch Folgeprojekte entstanden sind und eine Zusammenarbeit bis heute.
Sie illustrieren nicht nur Bücher mit Fremdtexten, sondern schreiben und gestalten auch komplett eigenständige Bilderbücher. Gibt es da große Unterschiede in der Herangehensweise?
Der Hauptunterschied ist der, dass ich den Text immer noch während des Illustrierens abändern kann. Da gibt es einfach mehr Wechselspiel, was m.E. dem gestalterischen Prozess gut tut. Manchmal gibt es auch zu Beginn noch keine Geschichte, sondern nur eine Figur. Das kann sehr spannend werden, ob sich dazu die passende Erzählung findet, oder eben nicht.
Für mich ist es sehr bereichernd, eigene Ideen umzusetzen. Da möchte ich nicht mehr drauf verzichten.
In der Editionsphilologie unterscheidet man bei Schriftstellern zwischen Kopf- und Papierarbeitern. Während die Kopfarbeiter erst überlegen, gedanklich formulieren und dann schreiben, arbeiten die Papierarbeiter direkt los und schauen, was aus dem Text wird. In welcher dieser Kategorien würden Sie sich einordnen?
Beim Konzept bin ich wohl eher Kopfarbeiter aber bei der Ausarbeitung ist es sowohl beim Bebildern als auch beim Texten ein längerer Prozess des Arbeitens, des Überarbeitens und des Ausprobierens.
Gibt es Arbeiten von Ihnen, auf die Sie besonders stolz sind oder die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Zur Zeit liegt mir das Buch „Katz und Maus wollen hier raus!“ (Carlsen Verlag) sehr am Herzen. Mit der Umsetzung und dem Gesamtergebnis bin ich sehr zufrieden, was nicht immer der Fall ist. Es ist ein sehr spielerischer Ansatz dabei, selbstreflexiv und lustig.
Sie sind dreifacher Vater, da sind die wichtigsten Kritiker stets an Ihrer Seite. Sind sie am Entstehungsprozess Ihrer Bücher beteiligt?
Manchmal sind meine Kinder tatsächlich Ideengeber, wenn sie lustige Namen erfinden o.ä.
Aber sie sind auch die ersten Rezipienten. Ich zeige oft zu Hause Skizzen und lese manchmal die unfertige Geschichte vor. Dann sehe ich schon, ob das Buch funktioniert oder nicht.
Gibt es etwas Bestimmtes, das Sie gern einmal illustrieren würden oder Autor*innen, mit denen Sie gern arbeiten würden?
Momo oder die Unendliche Geschichte hätte ich gerne mal neu illustriert. Leider gibt es mittlerweile schon sehr schöne Neuausgaben.
Welches war Ihr Lieblingskinderbuch als Sie selbst Kind waren? Welches ist es aktuell?
Früher war es mal Momo. Heute habe ich kein spezielles Lieblingsbuch, aber „Nick und der Wal“ von Benji Davis kommt nahe dran.
Meine Rabaukin liebt Ihr Bilderbuch „Schnabbeldiplapp“ und würde liebend gern einen Tag mit der wasserscheuen Ente Emil und dem resoluten Henry verbringen, um mit ihnen im Schwimmbad zu planschen. Wenn Sie einen Tag mit einer Ihrer Figuren verbringen könnten: Wer wäre es und was würden Sie anstellen?
Eine Fahrradtour mit Emil und Henry (wie bei Klingeling) fänd ich gut. Ich fahre sowieso gerne mit dem Fahrrad. Aber auch im Schwimmbad (wie bei Schnabbeldiplapp) könnte ich mit den beiden eine gute Zeit verbringen.
Sie müssen sich selbst in beliebiger Form in einem Kinderbuch illustrieren. Wie sehen Sie aus?
Eigentlich habe ich mich schon illustriert, in dem Bilderbuch „Papa kann (fast) alles“. Dort ist ein leicht überforderter Papa mit seinen zwei Kindern (und einem Hund – der wohl unseren Jüngsten symbolisieren soll) zu sehen. Das passt. Es gibt in dieser Lebensphase einfach viel zu tun! …zum Glück!
Auf seiner Homepage gibt es weitere spannende Bücher und Zusatzmaterialien zu entdecken!